Zappenduster – schlechtes Licht macht tot

Zappenduster – schlechtes Licht macht tot

Wissen Sie, welchen immensen evolutionären Vorteil Schildkröten uns voraus haben? Bei schlechtem Licht sterben sie einfach! Wir hingegen leiden jahrzehntelang vor uns hin, entwickeln Winterdepressionen, haben Kopfschmerzen, flimmernde Augen, Konzentrationsprobleme, einen gestörten Schlafrhythmus und merken dabei nicht einmal, dass es am Scheiß-Licht liegt. Seit der Energieeinsparverordnung EnEV und dem Aussterben der guten alten Glühbirne ist das Licht – mit Verlaub – noch beschissener geworden. Da kann Ihr Chef lange auf Ihre Erleuchtung warten!!

Big Mac an der Decke

Wir verbringen 90 Prozent unseres Tages in geschlossenen Räumen – konstant künstlich belichtet wie holländischer Salat, von Leuchtmitteln, die an der Decke kleben und an Fastfood erinnern, kalt und ungesund. Und was beim Burger die fehlenden Vitamine sind, ist bei unserem Bürolicht die fehlende spektrale Lichtverteilung. Vermutlich hatte bei der Konzeption Ihres Arbeitsplatzes keine Sau eine Ahnung von den Parametern guten Lichtes. Also wurde es nach einem einzigen, für Ihren Körper wirklich unwesentlichen Faktor ausgewählt: Möglichst geringsten Investitionskosten.

Und da hängt es nun – leuchtet still vor sich hin und löst dabei in Ihrem Biorhythmus Irritationen aus, lässt Sie heute Abend nicht einschlafen und verhilft Ihrem Optiker und der Pharmaindustrie in den nächsten Jahren zu einem goldenes Näschen.

Dabei hat uns doch der Liebe Gott (oder wer auch immer) so eine schöne, hochkomplexe innere Uhr geschenkt!  Biochronologische Prozesse in unserem Körper steuern den Schlaf-Wach-Rhythmus, den Jetlag, die Winterschlappheit, die Konzentrationsfähigkeit, ja, sogar die Anfälligkeit für Depressionen und unser Aggressionsverhalten. Wenn wir diese Uhr aber nicht nutzen, nicht auf sie schauen, dann gerät unser Körper Stück für Stück, Tag für Nacht aus dem Gleichgewicht und kann nicht mehr so funktionieren, wie es (von wem auch immer) gedacht war.

Da draußen, im echten Leben  VOR Ihrem Büro verändert sich die Wellenfrequenz des Sonnenlichts nämlich kontinuierlich seit Jahrmillionen während des Tages. Das menschliche Auge hat z.B. – und das wissen wir erst seit 5-6 Jahren –  Blaurezeptoren, die den Bläuegrad messen und über den Abbau des Hormons Melatonin unsere innere Uhr takten. Ein niedriger Melatoninpegel ist quasi der Müdigkeitsausschalter, der morgens unsere Triebwerke hoch fährt und uns jung, frisch und leistungsfähig macht.

Wenn wir uns allerdings morgens aus der Dusche kommend gleich ins Auto und von dort direkt ins Büro setzen, kaum berührt von unserem natürlichen  Taktgeber Sonne, reicht das undynamische, spektral minderwertige Licht an Ihrem Arbeitsplatz einfach nicht aus, um den Melatoninspiegel zu senken – der Schalter wird quasi nicht ganz umgelegt und es kostet Sie eine ungeheure Anstrengung überhaupt in die Gänge zu kommen. Und da können Sie jetzt so viel Kaffee reinschütten wie sie wollen – Sie bleiben schlaff.  [Wer Nachlesen möchte: Der circadiane Rhythmus ist damit gestört.]

Von Schildkröten lernen!

Bei der Konzeption eines Gymnasiums wurden uns vor einigen Jahren von einer Farbdesignerin Osram Bioluxleuchten empfohlen. Lehrer und Schüler waren gleichermaßen begeistert. Im Nachhinein haben wir mitbekommen, dass dieses Produkt „eigentlich“ für die Tierhaltung von Reptilien entwickelt wurde. Und wenn man sich eine Weile mit dem Thema beschäftigt und im Internet mal nachliest, wie angeregt sich Schildkröten- und Reptilienzüchter über die besten Leuchtmittel für Ihre Liebsten unterhalten, fragt man sich schon, warum sich Architekten, Investoren und Controller NICHT über tolles Licht austauschen. Also so gar nicht.

 Wechselt die Beleuchtung!

 Schweden hat, wie alle skandinavischen Länder mit ihren verdammt kurzen Tagen, gerade im Winter ein Problem mit hohem Alkoholismus. Um die damit verbundenen hohen Fehlerquoten in der Industrie zu minimieren, wurde schon in den 90ern mit Fabrikationsbeleuchtungen experimentiert, deren Licht sich an die jeweiligen Lichttemperaturkurve der Sonne im Sommer orientiert. Heute schreitet die Entwicklung auch Dank der LED-Technologie rasant voran. Philips ist Vorreiter bei der Weiterentwicklung von so genannten “tageslichtdynamischen Beleuchtungssystemen”, die den Himmel ins Büro holen, so dass Sie den Kontakt zu Außenwelt nicht verlieren und sich spürbar wohler fühlen.

Alles Gute kommt von Oben

Und auch bei der Differenzierung von Lichtquellen im Gebäude reicht die Unterscheidung zwischen „hell“ und „weniger hell“ eben einfach nicht aus: ein hoher Blauanteil bei Mittagssonnenstärke fördert hochkonzentrierte Arbeitsphasen – ist also überm Schreibtisch super platziert, während sich für Pausen und Besprechungsräume gedimmtes Licht im Wellenlängen im roten Bereich besser eignen, um eine „positive Vibration“ auszulösen. Und wenn Sie dann auch noch indirektes Licht verwenden, das von unten nach oben leuchtet damit und die Leuchtdichteverteilung an der Decke verbessern, wirken die Räume nicht nur höher – nein so haben auch noch bessere Vertragsabschlüsse unterm Psycholicht. Das ist keine Utopie sondern Biochemie.

Mehr ist wenig!

Übrigens – dass das intelligentere Licht uns nicht nur produktiver und glücklicher macht, sondern auch noch enorm Stromkosten und CO2 spart, man ganze Atomkraftwerke abschalten könnte und so – das lasse ich hier heute mal bewußt weg. Wenn ich mir vor Augen führe, wieviele Millionen Menschen da in ihren Büros unter krankem Licht vor sich hin vegetieren und das dieser Blödsinn die Unternehmen auch noch richtig Geld kostet … dann geh ich lieber mal raus in die Sonne!

25.04.2015 in

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