Wundermittel Schaukelstuhl

Was machen Sie, wenn jemand Ihnen unvermittelt ein schreiendes Baby in den Arm legt?
Intuitiv und ohne nachzudenken – sie wiegen es… Warum funktioniert das eigentlich? Weil Schaukeln das Gleichgewichtsorgan positiv stimuliert, ein intensives Wohlbefinden beim Baby auslöst – es entspannt sich, sein Schmerzempfinden – physisch wie mental – geht deutlich zurück, Endorphine werden ausgeschüttet, sein Puls verlangsamt sich.
Darüber hinaus unterstützt Schaukeln bei Kindern die neuronale Verknüpfung im Hirn, verbessert durch das Training des Gleichgewichtssinnes die Körperkoordination, bei Demenz macht es den Kopf klarer, bei Schmerzen führt es zur Ausschüttung körpereigener “Schmerzmedikamente”. Ja selbst die meditative Wirkung des Joggens ist auf die rhythmische Bewegung des Innenohrs zurück zu führen.
Nun frage ich mich – wenn Schaukeln so ein Wundermittel ist – warum hören wir in der Pubertät damit auf und warum um Gottes Willen stehen in Verwaltungsgebäuden niemals Schaukelstühle? Weil die da nicht hin gehören? Tja, im wichtigsten Verwaltungsbüro der Welt stand lange einer!
John F. Kennedy hatte seit seiner frühesten Jugend Rückenprobleme. Und das in einer Zeit, in der Schmerzmittel vor allem auf Opiaten basierten. Die einzige Möglichkeit für ihn, mit klarem Kopf und ohne Schmerzen vor die Presse zu treten, war, es aus dem Schaukelstuhl heraus zu tun. Die Bilder von ihm im Schaukelstuhl gingen damals um die Welt und sein Schaukelstuhl begleitete Ihn auf allen seinen Reisen.
Speedchillen ist Stresskillen
Wem ging es noch nicht so: Nach einem stressigen Telefonat würde man am liebsten irgendwo drauf hauen. Nach einem endlosen Meeting fühlt man sich unendlich müde. Beim Aufploppen der 146ten Mail würde man am liebsten schreiend aus dem Haus laufen…
Unser immens dichter Arbeitsalltag mit seiner schier nicht enden wollenden Flut immer neuer Informationen, mit einer immer schneller werdenden Zeittaktung, in der alles, was nicht gestern fertig war, schon zu spät fertig wird – das Ganze wohl möglich noch in einer offenen Bürostruktur in der man sich jeden morgen aufs neue seinen Platz erkämpfen muss – bietet unendliche Möglichkeiten des Leidens – auch ohne das man die Rückenprobleme eines amerikanischen Präsidenten hat.
Nur – die stressbedingte Adrenalinausschüttung wird man eben nicht so schnell wieder los – sie wird von uns unterdrückt, wir tun als wäre nichts und ziehen uns eben keine Decke über den Kopf. Wir nehmen den Frust mit nach Hause und erlauben ihm, uns den Schlaf zu rauben. Wir geben dem Adrenalin alle Möglichkeit, seine negative Wirkung in unserem Körper voll zu entfalten.
Ach, wären wir Babies…
… dann würde uns jemand in den Arm nehmen, uns sanft wiegen, wenn wir nur schreien würden, statt den Schmerz, den Stress, den Frust in uns hineinzufressen. Endorphine würden sich ausbreiten, ein Wohlgefühl sich einstellen. Ein Schaukelstuhl, eine Hängematte in der Nähe, 5-10 Minuten würden reichen, wir könnten uns runterbringen auf normalen Puls und mentalen Schmerz abbauen.
Kippelt doch mal richtig!
Unsere Hypothese: Wenn wir in allen Verwaltungsgebäuden unserer Kunden in Regenerationsbereichen, neben der Teeküche, vielleicht im Loungebereiche Schaukelmöglichkeiten einplanen dürften – es würde sich nachhaltig positiv auf das Wohlbefinden der Mitarbeiter auswirken, sie würden – vielleicht anfänglich zögerlich – genutzt und die stressbedingen Nebenwirkungen des Arbeitsalltages reduzieren helfen und damit kreative Potentiale ungeahnter Größe freisetzen.
Wird aber nicht gemacht – weil ein Schaukelstuhl im Büro angeblich nichts zu suchen hat.
Schade eigentlich!
26.11.2014 in place