Grünzeug macht high

Grünzeug macht high

Legalize Zimmerpflanzen!

Tief im Laub vergraben, das rasende Herz an die Rinde eines Baumes gedrückt, haben wir gezittert, bis der Scheiß-Säbelzahntieger endlich weg war. Unser schlammbemalter Körper war eins mit der Natur. Sie hat uns beschützt und gefüttert, hat uns gelehrt, was genießbar und was reif ist. Dann haben wir begonnen, sie zu kultivieren, Pflanzen in unsere Obhut genommen, den Himmel und die Sterne beobachtet auf der Suche nach Zeichen für die beste Ausaat, Düngung, Ernte. Wir haben den Großteil unseres Tages unter freiem Himmel verbracht. Die Natur war Nahrung und Schutz, sie war Zierde. Wir begannen schon in der Steinzeit, nicht nur unsere Körper, sondern auch unsere Höhlen zu bemalen, Lehm zu Figuren zu formen, Altagsgegenstände zu verzieren – auf immer währender Suche nach Schönheit und Verwirklichung.

Der Rauswurf aus dem Paradies

Der Bruch mit unserer großen Liebe war jedoch spätestens mit der Industrialisierung und dem effizienzverherrlichenden Taylorismus vollzogen. Henry Ford läutete 1914 mit der Fließbandproduktion seiner Tin Lizzie eine neue Ära monoton-repetiver Produktion ein, deren Erfolg vor allem auf die rigide Reduktion möglicher Ausstattungvarianten zurückzuführen ist. So wird Herrn Ford der berühmte Satz nachgesagt: „Sie können sie [die Tin Lizzie] in jeder Farbe haben, vorausgesetzt, es ist Schwarz”.

Heute – 100 Jahre später – ist der Großteil aller produzierten Bürostühle noch immer schwarz. Wir verbringen mehr als ein Drittel unserer Lebenszeit in Räumen, die mit weißen Wänden und grauen Böden quasi farbbefreit sind, unter Licht, das krank macht, in keimfreier Luft.  Die einzige Natur, über die unser Blick heute schweift, befindet sich auf einem Parkplatz, auf dem gerade soviel Bäume stehen, wie eben vorgeschrieben. Wenn es dann mal Pflanzen ins Gebäude geschafft haben, sind sie entweder schwerst pflegebedürftig, fristen ein Schattendasein oder lassen ihren Grünpfleger ein bißchen kauzig wirken.  (Eine besonders bedauernswerter Ficus muss sogar bei Stromberg mit rieselnden Blättern als Stilmittel herhalten).

Gib dem Affen Hirn-Futter!

Spleenig oder nicht, die aktuelle Studie “Biophilic Design in the Workplace” – zeigt, was Büroangestellte nur selten offen auszusprechen wagen: 90 % von ihnen vermissen die Natur!!!! Dort wo Mitarbeiter Zugang zu Pflanzen, gutes natürliches Licht und einen schönen Ausblick haben, sinken die Krankheitstage, erhöht sich das Wohlbefinden und steigert sich die Produktivität um bis zu 8%. Wir haben in unserer Geschichte eine tiefe innere Verbundenheit zur Natur aufgebaut und werden dafür heute immer noch in der Nähe von Pflanzen oder im Wald mit niedrigem Puls und Endorphinausschüttung belohnt. Die positiven Nebeneffekte von Pflanzen fürs Innenraumklima sind  vielfältig:

  • Pflanzen geben 97 % des Gießwassers wieder an die Luft ab – Schluss mit trockener Luft und juckenden Augen im Winter.
  • Viele Pflanzen filtern Giftstoffe aus der Luft und reduzieren das SBS – Sick Building Syndrom – weniger Kopfschmerz und Atemwegsirritationen sind die Folge.
  • Pflanzen verwandeln tagsüber CO2 in Sauerstoff – das wiederum ist die Grundnahrung unseres Gehirnes – wir denken besser.
  • Aufgrund Ihrer amorphen Blätter sind Pflanzen akustisch wirksam und eignen sich somit insbesondere in offenen Bürostrukturen hervorragend zur Reduktion der Nachallzeit und zur Raumtrennung.
  • Pflanzen lösen – völlig unabhängig vom Kulturraum – stets positive Gefühle aus. Mit einer grünen Wand im Eingangsbereich transportieren Sie Unternehmenswerte wie Nachhaltigkeit, ökologisches Bewußtsein und CO2 Sensibilität besser als mit jeder Broschüre oder Statements auf Ihrer Webseite.
  • Marc Berman, Psychologe an der University of Michigan hat nachgewiesen, dass sich Gärten, Pflanzen, ja sogar Fototapeten mit Naturmotiven positiv auf unsere kognitive Regnerationsfähigkeit auswirken.

Wenn Ihnen also mal ein Architekt begegnen sollte, der sich neben Möblierungslayout, Farbberatung und Innenarchitektur auch mit Innenraumbegrünung auskennt und Sie dabei unterstützen will, Ihren grauen Büroalltag zu begrünen, zeigen Sie ihm nicht mit Hinweis auf den Pflegeaufwand die kalte Schulter. Hören Sie ihm zu, lassen Sie ihn machen und schaufeln Sie ihm ein anständiges Budget zu. Er will nur das Beste für Sie und Ihre Mitarbeiter: Back to nature.

Biophilic Design

 

22.02.2015 in

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